Die sammlung

Entstehungsgeschichte der Sammlung

 

Den Grundstock der Sammlung legte Albert KREMER (1901-1988), Lehrer und Heimatforscher in Dillingen/Saar, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die ersten Gussplatten sicherte er damals zunächst in seiner unmittelbaren Umgebung. Der zweite Weltkrieg - der glücklicherweise keine Sammlungsverluste verursachte - unterbrach dann seine Sammlertätigkeit. In den 6oer Jahren sind einige Diebstahlverluste verzeichnet. In den 70er Jahren legte er im Auftrag der Stadt Dillingen eine städtische Sammlung mit etwa 60 Objekten aus Hütten im Saar-Lor-Lux-Raum an.

Ende der 50er Jahre  begann auch sein Sohn Wolfgang KREMER (1938*), später Lehrer in Wallerfangen-Gisingen, mit dem Sammeln der alten Platten.

Ab der Mitte der achziger Jahre folgte dessen Sohn, Matthias KREMER (1964*), der familiären Leidenschaft. Bis heute wird von ihm die Sammlung weiter ausgebaut.

Die Sammlung besteht heute nach 100-jähriger Sammlerzeit aus etwa 700 Exemplaren aus der Zeit um 1500 bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie zeigt über einen Zeitraum von 400 Jahren die Entwicklung der Kultur-, Kunst- und Technikgeschichte im Saarland und seinen angrenzenden Gebieten.

Die Sammlung Kremer stellt damit eine der größten Privatsammlungen an alten gusseisernen Kamin-/Taken- und Ofenplatten dar. Der umfassende und fast lückenlose Sammlungsbestand ist nahezu vollständig beschrieben und interpretiert und birgt großes Potential für kunst-, kultur- und technikhistorische Forschungen.

Seit Oktober 2020 ist der größte Teil der Sammlung in einem Depot untergebracht.

 

Historique de la collection

Albert KREMER (1901-1988), enseignant et chercheur en histoire locale à Dillingen/Sarre, a posé les bases de la collection dans les années vingt du siècle dernier. Il a d'abord récupéré les premières plaques de fonte dans son environnement immédiat. La Seconde Guerre mondiale - qui n'a heureusement pas causé de pertes de collections - a ensuite interrompu son activité de collectionneur. Dans les années 60, quelques pertes dues à des vols sont enregistrées. Dans les années 70, il a constitué, à la demande de la ville de Dillingen, une collection municipale d'environ 60 objets provenant de fonderies de la région Saar-Lor-Lux.
A la fin des années 50, son fils Wolfgang KREMER (1938*), plus tard enseignant à Wallerfangen-Gisingen, commença lui aussi à collectionner les plaques anciennes.
A partir du milieu des années 80, son fils, Matthias KREMER (1964*), a suivi la passion familiale. Jusqu'à aujourd'hui, il continue à développer la collection.
Après 100 ans de collection, la collection se compose aujourd'hui d'environ 600 exemplaires datant des environs de 1500 jusqu'à la deuxième moitié du 19e siècle. Elle montre, sur une période de 400 ans, l'évolution de l'histoire de la culture, de l'art et de la technique en Sarre et dans ses régions voisines.
La collection Kremer représente ainsi l'une des plus grandes collections privées d'anciennes plaques de cheminée/tacques et de poêle en fonte. L'ensemble de la collection, vaste et presque complet, est presque entièrement décrit et interprété et recèle un grand potentiel pour les recherches en histoire de l'art, de la culture et de la technique.
Depuis octobre 2020, la majeure partie de la collection est entreposée dans un dépôt.

Matthias Kremer

Die Sammlung in der PRESSE

TV

WimS: Die Sammlung "Takenplatten" muss im Saarland bleiben (24.10.2018)

 

Video | 24.10.2018 | Dauer: 00:05:06 | SR Fernsehen - (c) SR

 

Sie hingen in vielen Bauernhäusern: Takenplatten - gusseiserne Platten, die Heizungswärme leiten sollten. Im Saarland gibt es eine Sammlung dieser kunsthistorischen bedeutenden Platten, deren Zukunft ungewiss ist. Große, dunkle, eiserne Takenplatten erinnern gerade im saarländisch-luxemburgischen Raum viele an muffige Heimatmuseen. Das Luxemburger Citymuseum widmet den bis ins späte 15. Jahrhundert zurückreichenden, verzierten Gebrauchsplatten jetzt eine eigene große Ausstellung.

Hörfunk

Die Takenplattensammlung in Dillingen--Ein Feature von Uwe Loebens----Sie sind schwarz, voller Bilder und aus schwerem Gußeisen- Takenplatten. Früher  heizten sie die Wohnstuben. Jetzt erzählen ihre Bildergeschichten vierhundert Jahre regionale Alltags- und Industriekultur. Uwe Loebens hat einen Mann getroffen, der in Dillingen eine weltweit einzigartige Takenplattensammlung zusammengetragen hat.

Printmedien

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6. Januar 2001
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28. März 2019: Von privat für das Land: ein eiserner Schatz
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12. März 2020: Takenplatten und Holzmodel im Museum Saarlouis
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07.07.2020: Halberg-Guss-Insolvenz bedroht Saar-Kulturschatz
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10. Juli 2020: Retter für den Halberger Kulturschatz
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28. Juli 2020: Wieder verloren: der Halberger Schatz
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2. september 2020: Landtag kümmert sich um Ofenplatten
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2. september 2020: Kulturpolitik in der Dunkelkammer
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4. Oktober 2020: Sammlung geht dem Saarland verloren
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Dokumentation der Sammlung

 

Ca. 90 % der Sammlung ist photographiert und dokumentiert, etwa 400 Plattem auf der vorliegenden Website hinterlegt. Etwa 200 Gussplatten sind noch im unrestaurierten Zustand und nicht dokumentiert.

 

 

 

Herkunft der Gussplatten

 

Die Sammlung enthält Gussplatten aus den folgenden Hüttenregionen:

 

  • Lothringen
  • Elsaß
  • Ardennen/Wallonie
  • Saarland (in den heutigen Grenzen)
  • Hochwald/Hunsrück (Teile Saarland/Rheinland-Pfalz)
  • Südeifel

 

Die Einteilung in diese Hüttenregionen erfolgte nicht nur alleine nach geographischen, sondern auch nach thematischen und stilistischen Kriterien der Bildmotive. Die meisten Gussplatten tragen keine Signierungen mit dem Namen der erzeugenden Hütte. Sie können aber meistens aufgrund ihres Motives (z.B. Heraldik) bzw. anhand stilistischer Merkmale einzelnen Regionen zugeordnet werden. Deshalb erfolgt z.B. die Unterscheidung zwischen Lothringen und Elsaß. Denn Gussplatten aus dem Elsaß sind thematisch und stilistisch eindeutig von den Gussplatten zu unterscheiden, die im übrigen Lothringen erzeugt wurden.

Gussplatten von Eisenwerken, die damalig dem Herzogtum Lothringen angehörten (z.B. die Dillinger Hütte, Werk in Bettingen) wurden in der Klassifizierung dem Saarland als heutige geographische Einheit zugeordnet, auch deshalb, weil der stilistische Einfluss des benachbarten Fürstentums Nassau stärker war als derjenige des weiter westlich gelegenen Teile Lothringens.

Es befinden sich einige Gussplatten in der Sammlung, die möglicherweise aus Hütten in der südlichen Pfalz stammen, diese sind in der Statistik in der Rubrik Saarland oder Elsaß enthalten.

 

Bild 1 zeigt: Die meisten Gussplatten in der Sammlung - nämlich 197 Exemplare - wurden in lothringischen Hütten gefertigt. 94 Gussplatten sind Eisenwerken im Saarland zuzuordnen, wobei zusätzliche 25 Platten in den direkt angrenzenden nördlichen Gebieten des Hochwaldes/Hunsrückes gegossen wurden. Aus der Südeifel - hier im wesentlichen aus den Werken Quinte und Eisenschmitt - stammen 37 und aus Elsaß 22 Gussplatten. Die ältesten Gussplatten - aus der Zeit Karl V. - stammen aus den südlichen Ardennen bzw. der Wallonie. Von diesen sehr seltenen Platten finden sich in der Sammlung 8 Exemplare.

 

 

                             Bild 1: Herkunft der Gussplatten (Summe 398)

Vereinzelt finden sich auch Exemplare aus Luxemburg, der mittleren Eifel sowie dem Rechtsrheinischen, d.h. dem Lahngebiet, Westerwald und Siegerland. Diese sind mit 15 Gussplatten in der Rubrik Sonstiges enthalten.

 

Die Gussplatten wurden ausnahmslos innerhalb der heutigen Grenzen des Saarlandes und Lothringens gesichert. Die Gussplatten lassen sich dabei in drei Gruppen eiteilen:

  1. Gussplatten, die in saarländischen oder lothringischen Hütten für den heimischen Gebrauch hergestellt wurden,
  2. Gussplatten, die als Importe aus anderen meist unmittelbar benachbarten Hüttenregionen für die seinerzeitige Verwendung in das Saarland bzw. nach Lothringen eingeführt wurden (z.B. Wallonie/Ardennen, Südeifel usw.)),
  3. Gussplatten, die zu Sammelzwecken aus anderen Hüttengebieten eingeführt wurden oder "heimgeholte" Exemplare früherer Exporte.

 

 

Alter der Gussplatten

 

Bild 2 zeigt die Verteilung der Entstehungszeit der Gussplatten.

Grundsätzlich sind Gussplatten aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) selten. Dies liegt einerseits daran, dass im  16. Jahrhundert die Produktion der zivilen Eisengussprodukte erst begann und langsam anstieg, da Gusseisen sehr teuer war und deshalb nur vom wohlhabenden Teil der Bevölkerung erworben werden konnte. Zum anderen sind viele Gussplatten in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zu Kriegsgütern, wie Kanonen und Kanonenkugeln, umgeschmolzen worden.

 

Im Bild fällt der Einbruch der Wirtschaftstätigkeit während des Dreißigjährigen Krieges auf. Die Industrie erholte sich nach dem schrecklichen Krieg auch nur langsam, denn die Werke waren zerstört und das Wissen um den Betrieb der Hochöfen war mit dem Tod der Hüttenleute verloren. Man benötigte über 20 Jahre, um die Werke wieder in Produktion zu bringen und Hüttenleute aus anderen Regionen anzulocken; viele kamen damals aus den Ardennen und der Wallonie an die Saar und in die südlichen Teile Lothringens.  Gussplatten aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts ab dem Dreißigjährigen Krieg sind daher sehr selten. In der Sammlung befinden sich lediglich zwei Kaminplatten (dat. 1623, Lothringen) und zwei Ofenplatten (dat. 1623, 1624, Hunsrück, Kurtrier) mit Datierungen, die in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges fallen. Die Eisendustrie erholte sich dann erst im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder, im Zeitraum 1670 bis 1700 stieg die Zahl der Eisenwerke, die Gussplatten produzierten, sprunghaft an. Dieser Aufschwung setzte sich im ersten Drittel des 18. Jahrhundert fort, die Gießereien boomten.

 

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrunderts sinkt die Zahl der Gussplatten dann allmählich wieder. Dies liegt einerseits daran, dass im Fürstentum Nassau die Kastenöfen wegen "Explosionsgefahr" verboten und zunehmend durch die aufkommenden Rundöfen ersetzt wurden. Im Elsaß wurden die Kastenöfen zwar noch bis in das 20. Jahrundert produziert, doch war auch dort der Vormarsch der Rundöfen und anschließend der Allesbrenner nicht mehr zu stoppen. Die meisten Platten der Sammlung aus der Zeit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sind lothringische Kaminplatten mit Motiven aus der griechisch/römischen Mythologie. Die spektakulären Ausgrabungsergebnisse in Pompeij im Jahre 1756 wirkten sich auf den gesamten französischen Kunstbereich aus, Die Formenschneider und Hüttenwerke reagierten auf die große Nachfrage, viele Kamine wurden mit den neuen, modernen Motiven modernisiert und die Produktion von Kamin- und Takenplatten stieg in Lothringen und Frankreich spürbar an. Im Verlauf der französischen Revolution wurden viele Gussplatten mit Motiven des Ancien Régime zerstört, indem sie zerschlagen und verschrottet wurden. Diese wurden dann durch Platten mit klassizistischen Motive ersetzt.

 

 

                              Bild 2: Entstehungszeiträume der Gussplatten (Summe 398)

 

Themenkreise

 

Auf den Gussplatten sind folgende Themenkreise abgebildet:

  • Heraldik
  • Geschichte
  • Bilder der Bibel
  • Heilige und sonstige religiöse Motive
  • Allegorien
  • Alltagsleben
  • griech./römische Mythologie
  • neuzeitliches Fabelwesen
  • Monogramme

 

Bild 3 zeigt die Verteilung der Themenkreise innerhalb der Sammlung. Man erkennt, dass der größte Teil der Gussplatten heraldische und geschichtliche Motive trägt (156), es folgen die Gussplatten mit Motiven, die Bilder der Bibel, Heilige oder sonstige religiöse Symbole zeigen (122). Motive aus der griechisch/römische Mythologie, hauptsächlich aus den lothringischen Werken der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, tragen 55 Gussplatten. Allegorische Motive und Motive, die Szenen aus dem Alltagsleben aufweisen sind auf 30 bzw. 27 Gussplatten zu finden. Ein kleiner Teil der Platten zeigt Motive aus dem Fabelwesen (5) und 3 Gussplatten weisen als alleiniges Motiv das Monogramm ihres Bestellers auf.

 

                          Bild 3: Themenkreise der Gussplatten (Summe 398)

 

 

 

Fundzustand der Gussplatten

 

Bzgl. des Fundzustandes lassen sich die Gussplatten wie folgt zuordnen:

  1. Sicherung aus In-Situ-Verwendung (direkt oder indirekt über Abrissunternehmen/Schrotthändler)
  2. Sicherung aus Sekundärverwendung (z.B. Abdeckung von Jauchegruben, Bodenbefestigung usw...) (direkt oder indirekt über Abrissunternehmen/Schrotthändler)
  3. Erwerb aus Sammlungsbestand
  4. Erwerb aus dem Antiquitätenhandel

Ca. 60% des Sammlungsbestandes fällt unter die Rubriken 1 und 2, etwa 20% der Gussplatten wurden aus bestehenden  Sammlungen übernommen und ebenfalls etwa 20% über den Antiquitätenhandel bezogen.

 

 

 

Restauration und Erhaltungszustand

 

 

Beispiel für den Fund- und Restaurierungszustand einer Kaminplatte aus dem 17. Jh.


 

Erhaltungszustände der Gussplatten

 

 

in BEARBEITUNG

 


Inv.-Nr.

Copyright © 2018 Dr. Matthias Kremer

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kremer.matthias@arcor.de