heraldische und Geschichtliche Motive

Seit den Anfängen ihrer Herstellung tragen die Kamin-, Taken- und Ofenplatten heraldische Darstellungen. Vorallem die Kamin- und Takenplatten waren über Jahrhunderte Träger von Wappen oder anderen heraldischen Zeichen adliger und bürgerlicher Familien sowie kirchlichen Würdenträgern.

 

Wappendarstellungen auf den Gusplatten sind, von der stilistischen Zugehörigkeit zu bestimmten Zeitepochen abgesehen, oft einziger Hinweis zur chronologischen Erfassung der Plattenproduktion: Grundsätzlich sind die Wappen bestimmter Kaiser, Könige, Herzöge, Fürsten oder Grafen, von Kurfürsten, Erzbischöfen oder Äbten/Äbtissinnen nur zu ihrer Regentschaft gegossen worden. Vor Amtsantritt ist das oft eigens neu gestaltete Wappen nicht in Gebrauch; nach Ende der Regierungszeit ist eine Weiterverwendung nur gelegentlich zu beobachten.

 

Familienwappen, die nicht auf eine solche Regierungszeit bezogen sind, lassen ebenfalls vielfach Herkunftszuschreibungen der Platten zu. So sind die Wappen der Trierer Kurfürsten und Erzbischöfe mindestens bis in die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts nur auf Platten aus dem Gebiet Südeifel/Mosel, Hunsrück und Nordsaarland zu finden. Die Wappen der Familie de Lenoncourt sind ausschließlich auf der von ihnen betriebenen Dillinger Hütte hergestellt worden und finden sich aussschließlich innerhalb des Herrschaftsbereiches des Lehens.

 

Ohne zusätzlichen Hinweis lässt sich meist nicht belegen, in welcher Hütte Platten gegossen worden sind, die andere Familien- oder Herrschaftswappen als die der Hütten- oder Territorialherren zeigen. Das gilt vorallem für Produktionen aus dem französischen Herrschaftsbereich: Die ungezählten Kaminplatten mit dem französischen Bourbonenwappen des 17. und 18. Jahrhunderts stammen aus den verschiedensten Hütten, z.B. auch aus saarländischen. Andererseits dürften die vielen Wappen lokaler lothringischer Dynastien - zumindest im 16. Jahrhundert - meist in den Hütten der näheren Umgebung ihres Stammsitzes gegossen worden sein, wenn nicht familiäre Bindungen die Auftragsvergabe in andere Gebiete lenkten.

 

Die im Saarland gebräuchlichsten Wappen auf Gussplatten sind:

  • Wappen spanische Niederlande (Philipp II. und III.), Nordsaarland,
  • Wappen der Grafschaft bzw. des Fürstentums Nassau-Saarbrücken
  • Wappen de Lenoncourt, Hüttenbetreiber in Dillingen
  • Wappen der Äbtissin Marie Thérèse de Saintignon im Kloster Fraulautern
  • Wappen des Kurfürsten und Bischofs von Trier Philipp Christoph von Sötern
  • Allianzwappen Wolfgang Ernst Schenk von Schmidtburg/Anna Katharina Elisabeth von Orsbeck
  • Allianzwappen Merl-Brietzke Münchweiler
  • Wappen Leopold I., Herzog von Lothringen bzw. Hochzeitswappen Leopold I./Elisabeth-Charlotte von Orleans

 

In Lothringen waren die gebräuchlichsten Wappen auf den Gussplatten:

  • Wappen der französischen Könige
    • Heinrich IV.
    • Ludwig XIII.,
    • Ludwig XIV.
    • Ludwig XV.
  • Kaiser Napoleon Bonaparte
  • Wappen der lothringischen Herzöge
    • Franz I.
    • Karl III.
    • Heinrich II.
    • Leopold I./Elisabeth-Charlotte von Orléans
    • Stanislaus Leszczyński
  • Wappen der Bischöfe
    • von Verdun de Lorraine-Guise-Chaligny
    • von Metz de Saint Simon
  • sowie einer unüberschaubar großen Anzahl an Wappen lokaler Landesherren

 

Überregional finden sich vorallem Gussplatten mit dem Wappen des Römisch-Deutschen Kaisers Karl V.

 

 

Die heraldischen Gussplatten - insbesondere die mit dem Bourbonenwappen - tragen nicht selten Jahreszahlen. Sehr häufig weisen diese auf bestimmte politische oder militärische Ereignisse zur Zeit der Regentschaft des Wappenträgers, manchmal auch auf familiäre Ereignisse, hin. Kriegerische Ereignisse und Friedensschlüsse, zu ihrer Zeit aktuelle politische Bezüge, wie z.B. der Westfälische Friede oder die Auswirkungen der Französischen Revolution, aber auch die Erinnerungen an große geschichtliche Persönlichkeiten der Antike und der Neuzeit haben ihren bildlichen Niederschlag auf vielen Kamin-/Taken- und Ofenplatten gefunden. Wappen und die Darstellung von geschichtlichen Ereignissen liefern damit gemeinsam ein eindrucksvolles Bild von den politischen Veränderungen der letzten Jahrhunderte.

 

Die ältesten heraldischen Gussplatten der Sammlung stammen aus dem beginnenden 16. Jahrhundert, aus der Zeit ab 1525, Sie tragen das Wappen Karls V. (1515-1556). Es folgen dann Wappen seiner Nachfahren Philipp II. und Philipp III. Eine große Lücke in der Produktion der Gussplatten, die sich auch im Sammlungsbestand widerspiegelt, beginnt mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1618, der zur Entvölkerung und Zerstörung der Werke führte, von der sich die Eisenindustrie erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrunderts wieder erholte. Eine nur kleine Anzahl von Gussplatten im Sammlungsbestand aus dieser Zeit zeigen, dass nur wenige Eisenwerke in unserer Heimat während dieser schlimmen Zeit weiter produzieren konnten.

 

Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert finden sich dann eine zunehmende Zahl an Platten mit dem Wappen des französischen Königs Ludwig XIV. (1643-1715), oft auch als Allianzwappen mit dem spanischen Königreich Navarra. Gleichzeitig treten eine große Zahl an Gussplatten mit dem Wappen Leopold I. (1679-1729), Herzog von Lothringen auf, hier auch oft als Allianzwappen mit dem französischen Königshaus. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen eine ganze Reihe von Ofenplatten aus saarländischen Hütten mit dem Wappen Nassau-Saarbrücken oder lokaler Landesherren, wie dem Marquis de Lenoncourt-Blainville (Dillingen, ab 1685). Die jüngsten heraldischen Motive zeigen das Wappen Napoleons III. (1808-1873).

 

Eine Besonderheit stellen Gussplatten dar, die die Heraldik mit einem weiteren Themenbereich vereinigen. So gibt es Kamin- und Ofenplatten mit mythlogischen oder biblischen Motiven, die gleichzeitig auch Wappenschilde tragen; sie werden in der Sammlung in beiden Themenbereichen aufgeführt.

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