ThEmenkreise und Motive

Auf den Kamin- und Takenplatten und auf den Stirn- und Seitenplatten der Kastenöfen finden sich seit Beginn ihrer Herstellung bildliche Darstellungen aus den unterschiedlichsten Themenbereichen. So finden sich Gussplatten mit

  • Heiligenfiguren oder andere religiöse Motive
  • Bildern aus der Bibel
  • Wappen und Monogrammen
  • Bildern von geschichtlichen Ereignissen
  • allegorischen Motiven
  • Szenen aus der Mythologie
  • Szenen aus dem bäuerlichen Alltag oder vom höfischen Leben

Von den Anfängen bis zum Ende des Plattengusses im beginnenden 20. Jh. hat vermutlich nie eine dieser Darstellungsarten alleine vorgeherrscht, auch zeitweise nicht. Aufgrund des Fundzustandes kann festgestellt werden kann, dass in den lothringischen Hütten die Kamin- und Takenplatten überwiegten, Kastenöfen wurden offensichtlich weitaus seltener hergestellt, als in den Nachbarregionen Saarland, Elsaß oder der Eifel, mit ihren weitverbreiteten Bibelöfen. Weiterhin kann festgestellt werden, dass auf den lothringischen Kamin- und Takenplatten heraldische Motive den weitaus größten Anteil einnahmen, zumindest bis zur ersten Hälfte des 18. Jh., als dann die Zahl der mythologische Darstellungen sprunghaft anstieg.

 

Geschichte

Bilder der Bibel

Wappen

Alltagsszenen

Mythologie

Allegorie


Das Zeitalter der Reformation hat nicht nur die Verbreitung der Bibel ungemein gefördert. Es hat auch die Bibelöfen - d.h. die Öfen mit oft umlaufenden Szenenbildern des Alten und Neuen Testaments - als eine Art Bilderbibel weite Verbreitung finden lassen. Denn nur wenige Menschen konnten lesen. Hier wurde ihnen an Hand von plastischen Beispielen die Heilsgeschichte der Bibel übermittelt. Der Glaube prägte weit mehr als heute das Alltagsleben. Die Bilder auf den Öfen boten die Möglichkeit, über Ereignisse der Bibel nachzudenken oder auch an langen Winterabenden über sie zu sprechen.

 

Bildverbote sind für den Plattenguss nur im Herrschaftsgebiet Frankreich bekannt, als nämlich im Zuge der französischen Revolution Symbole der Französischen Monarchie verboten wurden.

Dies betraf insbesondere die Gussplatten mit dem Wappen der französischen Bourbonenkönige, den Bourbonenlilien "fleurs-de-lys".

Titelseite des Beschlusses der Nationalversammlung der neuen Französischen Republik vom 12. Oktober 1793

 

"Die Nationalversammlung beschließt, dass Hauseigentümer und in ihrer Abwesenheit Mieter oder Landwirte als Vertreter jener Eigentümer verpflichtet werden, innerhalb einer Monatsfrist, unter Androhung einer gesetztlichen Strafe, alle Kaminplatten und Feuerschutzplatten, die die Symbole des Feudalismus oder des alten Wappenschildes Frankreichs tragen, gleichgültig ob sie drei "fleurs-de-lys" tragen oder mehr, herumzudrehen. Das ist vorübergehend und nur solange gültig, bis in der gesamten Republik genügend Schmelzen eingerichtet sind."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Décret de la Convention nationale, du 21.e jour du 1.er mois de l'an 2.e [i.e. October 12, 1793] de la République française, No. 1710. No. 1537 de la consignation, Signed by François-Louis-Michel Deforgues (Paris: Haener, 1793), p. 1

 

Dem Verbot kamen die Bürger auf zwei verschiedene Art und Weisen nach: Entweder wurden die Gussplatten verschrottet und es wurden neue Motive erworben, dies war die kostspielige Methode. Oder die Gussplatten wurden einfach mit der Bildseite zur Mauer und mit der Rückseite zum Feuer gedreht. Eine dritte bisher unbekannte Art, das Verbot zu erfüllen, zeigen die folgende Platten, bei denen versucht wurde, die Bourbonenlilien im Wappenschild und in den Freiflächen herauszuschleifen/-schlagen, mit mehr oder weniger großem Erfolg (Bilder 1 und 2):

 


                         Kaminplatte datiert 1771 mit  "entfernten" fleurs-de-lys

                         Sammlung KREMER, Inv.-Nr. 371

                              Bild 1: Versuch der gewaltsamen Entfernung der Bourbonenlilien

 


                              Bild 2: Bourbonenplatte" mit entfernten fleurs-de-lys, Bildarchiv

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In der Sammlung der Halberger Hütte befand sich am Anfang des Jahrhunderts eine Platte mit dem Wappen Frankreich (Bild 3b). In den Erläuterungen zur Sammlung aus dem Jahre 1912 heisst es: "Die Inschrift auf dem Bande in der Revolutionszeit abgemeißelt". Gemeint ist die Inschrift: CAZERNES DE SARRELOUIS (Bild 3a). Die Platte ist im 1. Weltkrieg verschollen.


a.                                                                                                                      b.

 

Bild 3: Wappen Frankreich: a. Sammlung Dillinger Hütte und b. Alte Sammlung Halberger Hütte (verschollen)  

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